Nissan Ariya im Test: E wie elitär (2024)

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Nissan Ariya im Test: E wie elitär (1)

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Der erste Eindruck: Klassische Größe, typische Silhouette – ein SUV oder Crossover wie andere auch.

Das sagt der Hersteller: Nissan war mal führend bei Elektroautos, der Hersteller greift auf mehr als zehn Jahre Erfahrung zurück. Der Leaf war der erste Großserien-Stromer und lange Zeit das meistverkaufte E-Auto überhaupt. Weit mehr als eine halbe Million Kunden haben sich das Kompaktmodell zugelegt. Auch Crossover sind eine Spezialität von Nissan – auf vier Millionen Exemplare kommen die Modelle Qashqai und Juke. »Wir wollen nun beides, Elektroantrieb und Crossover, in einem neuen Fahrzeug zusammenbringen«, sagt Alexander Pasternak, Manager Produktplanung Ariya. Diese Idee ist allerdings alles andere als neu, andere Hersteller haben längst ähnliche Modelle auf der Straße. VW den ID.4, Skoda den Enyaq iV, Kia den EV6, Hyundai den Ioniq 5 und Tesla sein Model Y, dessen Produktion gerade in Grünheide angelaufen ist.

Nissan Ariya im Test: E wie elitär (2)

Fotostrecke

Nissan Ariya: Später Stromer

Foto: Victor Henao/ Nissan

Dass Nissan vom Vorreiter zum Nachzügler geworden ist, scheint mit Pech und Unvermögen zu tun zu haben. Bereits 2019 zeigte man den Ariya als Studie, im Juli 2020 hatte dann die Serienversion Premiere. Doch aus der ersten Ankündigung, den Ariya schon 2021 beim Händler zu haben, wurde nichts. Nun soll es im Sommer 2022 losgehen. Offiziell begründet wird die Verzögerung mit Halbleiter-Engpässen und anderen Folgen der Coronapandemie. Eine Rolle gespielt haben dürfte sicher auch die Neuausrichtung des Konzerns nach dem unrühmlichen Abgang ihres Chefs Carlos Ghosn Ende 2018. Friederike Kienitz, bei Nissan im Management-Komitee für Nachhaltigkeit, bleibt gelassen: »Die Nachfrage nach Stromern zieht doch jetzt erst massiv an, besonders im Hinblick auf die gestiegenen Kraftstoffpreise.«

Das ist uns aufgefallen: Nissan will künftig luxuriöser wirken. Das merkt, wer hinter dem Lenkrad des Ariya Platz genommen hat. Angenehme Oberflächen mit handwerklichem Finish, Minimalismus, ein bisschen Loungecharakter – diese Coolness überrascht in einem Nissan.

Bei einer Gesamtlänge von 4,60 Metern bietet der Ariya viel Platz. Auch hinten sitzen Erwachsene bequem, zumal der Boden durchgehend flach ist. Ein Mitteltunnel wie bei Verbrennern fehlt. Hinten bleiben 468 Liter Gepäckraum, das ist guter Durchschnitt. Fast zum Kleintransporter wird der Ariya nach Umlegen der Rücksitzlehnen. Es entsteht ein absolut ebener und horizontaler Boden, das Ladevolumen steigt auf 1775 Liter, ein Wert, den nicht einmal Nutzflächenspezialist Skoda mit seinem Enyaq iV erreicht.

Ehrgeizig zeigt sich Nissan auch bei Konnektivität und Digitalisierung. Die Türen entriegeln sich, sobald man sich dem Auto nähert. Fahrersitz, Lenkrad, Spiegel und die verschiebbare Mittelkonsole fahren in die zuvor gespeicherte Position. Der Ariya ist voll vernetzt und immer online. Spätere Updates sind wie beim Smartphone »Over-the-Air« (OTA) möglich.

Beim Antrieb zeigt sich Nissans Erfahrung in der E-Mobilität: Die Ruhe und Geschmeidigkeit des Autos sind für die Klasse bemerkenswert. Dafür reichen selbst die 160 kW (218 PS) des Basismodells, das uns für eine erste Testfahrt zur Verfügung stand. Bei der Federung legt Nissan den Fokus zu Recht nicht auf Sportlichkeit, die im Alltag ohnehin nichts bringt.

Das muss man wissen: Der Ariya steht auf einer Plattform, die ausschließlich für den batterieelektrischen Antrieb entwickelt wurde – so ist es in der Branche zunehmend üblich. So lassen sich mehr Batteriemodule unterbringen als bei einer umgebauten Verbrennerplattform. Schon in der Einstiegsversion stecken 63 kWh, für die Nissan eine Reichweite von 403 Kilometern verspricht (WLTP-Zyklus). Wer den größeren Akku mit einer Kapazität von 87 kWh wählt, hat mehr Reichweite (bis zu 500 Kilometer) und mehr Leistung (178 kW/242 PS).

Für Allradantrieb gibt es Varianten mit zwei Elektromotoren, einer vorne, einer hinten. Zusammen leisten sie mindestens 205 kW (280 PS), im Topmodell Performance sogar 290 kW (394 PS). Das Drehmoment ist doppelt so kräftig wie beim Basismodell: 600 Newtonmeter.

Einen Lapsus leistet sich Nissan beim Lademanagement: Serienmäßig ist der Ariya lediglich mit einem einphasigen On-Board-Ladegerät ausgestattet, das maximal 7,4 kW AC-Leistung verträgt. »Heutiger Standard in diesem Segment aber sind mindestens drei Phasen und 11,0 kW«, sagt Stefan Bratzel, Direktor am Center of Automobile Management (CAM) in Bergisch Gladbach. Als Sonderausstattung kann der Ariya-Kunde zumindest dreiphasig 22 kW wählen. Besser sieht die Sache beim Gleichstrom aus. An einer CCS-Säule lassen sich bis zu 130 kW an Ladeleistung abrufen, was den Akku in 35 Minuten auf 80 Prozent seiner Kapazität bringt.

Der Ariya ist zu Preisen ab 47.490 Euro bestellbar. Damit wird der Nissan deutlich teurer als viele Wagen der Konkurrenz – eine riskante Strategie für eine Marke, die bisher eher für bezahlbare Autos bekannt ist.

Das werden wir nicht vergessen: Die Armaturenbrettleiste unterhalb des Bildschirms. Wird die Zündung eingeschaltet, leuchten dort die Symbole für die Klimaanlage. Wer sie berührt, spürt eine haptische Rückmeldung – als würde man einen echten Schalter antippen.

Michael Specht ist freier Autor und wurde bei seiner Recherche von Nissan unterstützt. Die Berichterstattung erfolgt davon unabhängig.

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